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Preisträger Maxim Menschenin

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Maxim Menschenin, Klassenstufe 12, Gymnasium Carolinum Neustrelitz

Offener Brief eines besorgten Mitbürgers an alle Rechtsradikalen in Mecklenburg-Strelitz und darüber hinaus

Liebe Nazis,
warum tut ihr euch eigentlich so schwer, dem Fremden zu begegnen? Warum muss man euch als fremdenfeindlich einstufen? Es ist manchmal schwer anderen Menschen mit ihren fremden Lebens- und Denkweisen zu begegnen, so etwas verlangt nach ein wenig Toleranz, Offenheit, Verständnis und Freundlichkeit. Doch dieses Minimum an menschlichen Qualitäten kann man schon aufbringen und schon gar nicht sollte man diese Menschen verprügeln! Das zeugt nicht nur von schlechtem Benehmen sondern auch von Beschränktheit und Naivität. Ihr wollt doch die Nation stärken, ordentliche Deutsche sein und eurem Land dienen. Doch tut man das, indem man nun wirklich geschmacklose Thor-Steinar-Jacken tragend, in oftmals ungepflegtem Zustand auf alles Fremde gedankenlos eindrischt?
Während ihr eine eurer seltenen Duschen nehmt, solltet ihr mal diese Frage ernsthaft überdenken, also euch in Selbstkritik üben und eure verqueren Ansichten prüfen. Das Ergebnis dieser Überlegung, also die Tatsache, dass euer Tun der deutschen Sache kaum zuträglich ist, wird euch durchaus fremd erscheinen, was für euch sicher problematisch sein wird.
Zunächst werdet ihr diese andere Einsicht ablehnen, doch einmal über euren schwerfälligen, braunen Schatten gesprungen, könnt ihr euch langsam an Werte wie Toleranz und Vernunft heranpirschen, die eigentlich schon seit der Aufklärung, welche vor gut 220 Jahren um sich griff, obligat sein sollten. Ein Leben mit dem Fremden ist auch für euch möglich! Der Weg dahin ist gar nicht so schwierig und wenn man erst einmal angekommen ist, so werdet ihr feststellen, dass bisher Fremdes eigentlich gar nicht fremd ist, sondern gewissermaßen schon immer Teil auch eures Lebens war. Mir ist es anfangs auch schwer gefallen, eure Fremdartigkeit zu verstehen, euer archaisches Gebrüll, das unglaubliche Fehlen jeden Stils, welches ihr allesamt teilt, eure überholten Überzeugungen und vor allem eure beunruhigend geringe Frauenquote. Ich konnte eure Menschenverachtung, eure Dumpfheit und eure Deutschtümelei nie nachvollziehen. Ihr wart mir in Gänze fremd und ich stand euch geringschätzig gegenüber, ja ich habe euch gerade dieser Fremdheit halber gehasst. Doch ich begann zu verstehen, dass eure ganzen abscheulichen Eigenschaften doch nur das Symptom von fehlender Herzensbildung, von provinzieller Langeweile, von Perspektivlosigkeit und einer tief sitzenden Angst vor Veränderungen sind. Ihr fürchtet das Fremde, das Unbekannte und das allzu Moderne. Ihr leidet unter dem Entzug von Anerkennung, da ihr glaubt, dass euer Zug hin zum gesellschaftlichen Anschluss abgefahren ist. Wer am lautesten Unsagbares brüllt, wer am kräftigsten zuhaut und wer die radikalsten, hasserfü1ltesten Ansichten vertritt verdient sich eure Anerkennung, die ihr untereinander getreu dem Motto 'zusammen schlagen macht Spaß' sucht. Unbelehrbar verteidigt ihr euren Glauben an die Ehre der Wehrmacht, an die Unschuld Rudolf Hess' und an den Auftrag der Deutschen als großgermanische Weltbeglücker zu fungieren. Ich verstand, dass euer Fremdenhass weniger Ursache sondern Wirkung einer Suche nach Halt ist, die schließlich unglücklicherweise im Bereich des Ewiggestrigen geendet hatte.
Damit wusste ich auch, dass ich eurer Fremdheit nicht mit Hass begegnen darf. Nein, vielmehr müssen wir alle über unseren eigenen weltanschaulichen Schatten springen, damit wir, die wir einander verfremdet sind, uns wieder begegnen können. Ich habe den ersten chritt gewagt, ich habe meine Vorbehalte aufgegeben ich habe begriffen, dass ihr den Marktplatz meiner Stadt auf eigenartige Weise national befreien wollt, dass ihr in einer antidemokratischen Aktionsfront zusammenfindet und dass ihr den Ort mit einem Hauch von 3. Reich überzieht. Ich konnte das nachvollziehen, da ich weiß warum ihr das tut. Ihr handelt nach Absichten, die der Menschheit stets inne wohnen werden, ihr wollt Halt, Konstanten und Werte, doch ihr überlegt nicht auf eurer Suche danach.
Eure Fremdenfeindlichkeit aber kann ich daher nicht verstehen. So schreibt euch doch nicht ab, lernt die Wunder eines entnazifizierten Lebens kennen. Lernt ein Leben kennen, in dem ihr dem Fremden ohne Vorbehalte, ohne Furcht und ohne Angst begegnen könnt. Lernt ein Leben kennen, in dem ihr niemanden mehr befremdet. Für euch ist das dringend notwendig! Denn genauso wie ihr noch euren rechtsradikalen Muff auslebt, genau so gibt es noch sehr viele Menschen die euch skeptisch, kritisch und bisweilen sogar äußerst hasserfüllt gegenüberstehen.
Noch gibt es sie, die Aktionsbündnisse gegen Rechts, die Gegendemos zu euren deprimierenden Kundgebungen und die große Mehrheit in der Bevölkerung, welche euch entschieden ablehnt. Sie werden nicht eher verschwinden wie ihr euren Fremdenhass abgelegt habt, denn sie wissen alle, dass ihr euch insgeheim doch nur nach Sinn, Gemeinschaft, Anerkennung, Freude und besseren Tagen sehnt. Doch sie wissen auch, dass das, was ihr dafür tut für euch eigentlich schlecht, brutal, menschenunwürdig und von Gestern ist. Das alles solltet ihr schon aus eurem Alltag, aus der Reaktion eurer Umwelt und der Geschichte mitbekommen haben. Es gibt doch so viele Dinge außerhalb eurer beschränkten, kleinen, braunen Welt, die viel lebenswerter sind, als das ständige Nachplappern stumpfsinniger Parolen, die ewig gleichen Versammlungen um die Fotos toter NS-Verbrecher und der blauäugige Glaube im Sinne der Nation zu handeln.
Eure politischen Exponenten in den Landesparlamenten müsst ihr doch schon längst satt haben! Ungebildet, krampfhaft nach den falschen Worten suchend und sich ständig wiederholend bezeugen sie doch am ehesten wie verloren eure Sache ist. Solltet ihr nicht vor lauter Einsicht die Hände über den Glatzen zusammenschlagen in der Erkenntnis wie hohl eure Standpunkte sind, wenn die von euch beschworene "Nationale Revolution" sich eigentlich nur auf Anfragen nach Spültabs fürden fraktionseigenen Geschirrspüler beschränkt?
Ihr könnt es doch nicht auf ewig ertragen, Zielscheibe für allerhand Hohn und Gelächter zu sein! Würdet ihr ab und zu mal in den Spiegel schauen, würdet ihr endlich mal anfangen euch selbst zu erkennen, so seht ihr, dass man ganz leicht eure Symbole durch Äpfel und eure Rhetorik durch ein unzusammenhängendes, wütendes Gekreische ersetzen kann. Genau das haben die Leute schon immer gemacht um euch gelungen zu persiflieren, von Charlie Chaplin bis zur Front Deutscher Äpfel. So sehr ihr auch eure Verbrechen für Deutschland begeht, sie bleiben dennoch Verbrechen und machen sich nicht gut auf dem Führungszeugnis. Niemandem ist geholfen, wenn ihr Ausländer, Linke, Obdachlose und so weiter zusammenschlagt. Damit verbaut ihr euer Leben und das Leben eurer Opfer. Eure Heimat wird zum No-Go-Area erklärt und vereinsamt, da es verständlicherweise so nicht sonderlich reizvoll ist, euch zu begegnen -Millionen von Menschen in Deutschland können vorbehaltlos dem Fremden begegnen. Ihr tut euch schwer damit und erklärt die Fremdenfeindlichkeit zu eurem Programm. Ihr zwingt eure Umwelt zu allergischen Reaktionen, da niemand in einer Gegend mit braunem Lokalkolorit leben möchte. Ihr seid in eurem nationalistischen Gehabe und mit euren zurückgebliebenen Politikern lebende Karikaturen eurer selbst. Ihr beraubt euch selbst jeden Anreizes mit euch leben zu können.
Ich muss euch jeden Tag irgendwo begegnen und ich bleibe trotzdem gleichmütig, denn ich weiß um eure wahren Beweggründe und ich schätze, dass ihr von eurer finalen Einsicht nicht weit entfernt seid. Ihr müsst ganz einfach nur konzentriert der nächsten Rede von Udo Pastörs im Plenum des Landtags zuhören, dann werdet ihr schon verstehen.

In der Besorgnis eines Mitbürgers, Maxim Menschenin.