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Aus der Laudatio zur Preisverleihung 2016

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Die Laudatio hielt Jurymitglied Christoph Poland,

(aus Anlass der Widmung des „Daniel-Sanders-Saales“ im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz in der Rolle des Ehrenbürgers der Stadt Neustrelitz Professor Daniel Sanders)


Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Teilnehmer am diesjährigen Sprachpreis, liebe Eltern, liebe Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, liebe Gäste,

Der Sprachpreis der Stadt Neustrelitz kann wahrlich an keinem besseren Tag vergeben werden als an meinem heutigen 119. Todestag. Es freut mich außerordentlich, dass dieser Saal meinen Namen trägt.

Bürgermeister Andreas Grund hat zur Entstehung bereits Wesentliches gesagt, ich möchte aber heute noch einen Mann erwähnen, der am letzten Sonntag 80 Jahre alt geworden wäre: Klaus Giese, ein Altstrelitzer mit phänomenalen Kenntnissen über Personen, Strelitzer Geschichte und Natur, der entscheidend an der Wiederbelebung meiner Ehrenbürgerschaft dieser Stadt mitgewirkt hat.

Im deutschen Stilmusterbuch von 1856 übersetzte ich, Daniel Hendel Sanders, einen Spruch von Ovid in Anwendung auf Zeiterscheinungen:

"Zwar Besseres sehend und wünschend, dulde ich doch Schlechteres hier."

Einige Jahre befand sich die Jury in der verzwickten Lage, dieser Duldung zu folgen oder keinen Preis zu vergeben.

Das ist in diesem Jahr erfreulich anders. Wir haben 2016 drei Preisträger und mehrere Preisverdächtige, auch weil sich die Jury eine andere Empfehlung aus meinem „Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten der deutschen Sprache“ zu eigen gemacht hat. Ich zitiere nicht wörtlich:

Es gibt im Deutschen, wie in jeder noch in lebendiger Fortentwicklung begriffenen Sprache, erzeugte Unsicherheiten, ob die nebeneinander vorkommenden verschiedenen Formen und Ausdrucksweisen gleichberechtigt sind oder welche die richtigere oder vielleicht die allein Richtige sein dürfte.

Die erste Preisträgerin schreibt über unsere Welt, in der wir zu Hause sind. Sie schreibt harmonisch in Inhalt und Form vom individuellen Kindheitserlebnis in der Natur während des Versteckspiels bis zur Bearbeitung des Themas Mensch und Natur in der Sommerschule des Gymnasiums Carolinum: wie in diesem Zuhause, unserem Einzigen, die Türen zu knarren beginnen, die Fassade bröckelt und wie wichtig doch dieser einzige Platz für uns zum Leben ist. Viele Jahre nach dem Kinderkampf im Gestrüpp erlebt sie den Zauber der Natur an der Nordsee und deren ungeschönte Ehrlichkeit. Sie erzählt vom Schöpfungsauftrag, der nicht diktatorisch gemeint ist, sondern Sorge und Bewahrung fordert. Hier ist auch Sprachentwicklung zu erkennen, aus `Untertan machen` und ´beherrschen´ werden ´Sorge´ und ´Bewahrung´.

Herzlichen Glückwunsch Sophie Schulz, Klasse 12.1 vom Gymnasium Carolinum.

Wie sich rasant die Welt verändert erfahren wir in der zweiten preisgekrönten Arbeit.
Gespickt mit englischen Fachwörtern kommt die neue Welt über uns. Ich habe schon vor 100 Jahren deutsche Wörter für englische gesucht und gefunden - damit hätte ich heute keine Chance mehr. Es könnte problematisch werden für Gamer, (der Preisträger hat es groß geschrieben), wenn sie nichts anfangen könnten mit den Begriffen High Bandwidths Memory, Intel Hyperthreading oder Zen-Prozessoren.

Vom Inhalt habe ich zunächst nichts verstanden, war aber von der sprachlichen Klarheit angetan. Nach externer Beratung, die offensichtlich in der Jury nur ich brauchte, wurde ich aufgeklärt, dass Inhalt hier mit der sprachlichen Form eine Einheit bilden. Nun kann jeder Leser aus dieser Arbeit Nutzen ziehen und zu AMD greifen.

Herzlichen Glückwunsch Jannik Niklas Raubach, Klasse 10, Regionalschule Blankensee.

Mit Themen rund um den Computer können auch kleinere Schüler sprachlich brillant umgehen. Eine wunderbare Arbeit und Beratung für Spielfreunde gibt es zu Minecraft, der Gestaltung der eigenen Welt. Keine Angst, das sei auch für uns einfach, denn es sei wie Lego spielen auf dem Computer, behauptet die Autorin. Ich kann Lego, aber neugierig hat es mich gemacht, den Versuch zu wagen, Spitzhacken zu bauen, Schafe zu scheren, Gemüse anzubauen. Bei den Monstern und Enderdrachen wäre ich wieder zu unerfahren. Immer dem Rat folgen, sich nie im Überlebensmodus zu verirren, denn dann muss man ein Floß bauen und bis zum nächsten Biom kommen…Da kann ich besser mit Tieren und dem Ackerbau umgehen - und wenn ich das nicht selber hätte, würde ich es vielleicht einmal probieren und ein Rainbowsheep züchten. Gut Jette, dass Du nicht unter die Wölfe gekommen bist.

Herzlichen Glückwunsch Jette Stüben, Klasse 6a von der Regionalschule Blankensee.

Vielen Dank an die anderen Wettbewerbsteilnehmer und immer frischen Mut zur Sprache!
Denkt dabei an meine Worte:

„Wie schreib ich einen guten Stil,
so fragt den Meister der Geselle.
Kein Wort zu wenig, keins zu viel.
Und jedes an der rechten Stelle.“