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Preisträgerin Julia Rakow

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Julia Krakow, Klasse 6, Regionale Schule Am Kirschgarten Blankensee

Mobbing in der Schule und im Internet

Sehr geehrter Herr Direktor,

ich habe jetzt schon eine Weileeine sehr schlimme Sache verschwiegen. Aberjetzt muss es raus!

Seitlängerem mobben Lexi und ein paar andere Schüler Hanna aus meiner Klasse schon.Am Anfang habe auch ich dort mitgemacht, weil Hanna und ich uns nichtsonderlich gut verstanden haben. Zugegeben, wir haben uns gehasst und das schonseit ungefähr 5 Jahren. In der 1. Klasse hat sie mir meine Freunde weggenommenund in der zweiten gemeine Dinge über mich erzählt. Als Lexi dann gesagt hat,wir werden ihr jetzt einen Denkzettel verpassen, weil sie auch von ihrdiskriminiert wurde, habe ich ok gesagt und war dabei. Ich wollte mich für dasrächen, was sie mir angetan hatte.

Wir habensie erst nur ignoriert und dann beleidigt. Nach ungefähr zwei Wochen hat Lexiauch angefangen, sie zu schupsen und ihr Beine zu stellen. Auch da habe icherst mit gemacht, aber als sie dann anfing, ihre Sachen zu zerstören und sie imInternet zu mobben, bekam ich ein immer schlechter werdendes Gewissen. Ich habeihr gesagt, dass ich nicht mehr mit mache und das unfair finde. Ich habeeingesehen, dass wir ihr Leben zerstören und sie sehr, sehr, sehr verletzen.Lexi hat dann zu mir gesagt, ich sei feige und hat angefangen, auch mich zumobben. Erst hat sie mich beleidigt und als ich mich dann mit Hanna zusammengetan habe, hat sie auch angefangen, mich zu schupsen. Da habe ich gemerkt,dass es ein großer Fehler war, ihr zu helfen und Hanna zu mobben. Doch zunächsthaben wir uns beide nicht getraut, etwas zu sagen. Wir haben uns das einfachgefallen lassen. Als sie bemerkten, dass sie das mit uns einfach so machenkönnen, haben noch mehr daran teilgenommen. Nach einer Weile war die ganzeSchule gegen uns. Und als die, die nicht gegen uns waren, zu den Lehrerngegangen sind und sie nichts dagegen unternommen haben, steigerte es sich nochmehr. Wir wussten nicht, wer zu den Lehrkräften gegangen ist, aber wir wolltenes unbedingt herausfinden. Dass die meisten.aus unserer Schule, auch Lexi, ineinem Chatroom waren, wussten wir. Wir waren auch dort angemeldet. Wir wolltenunbedingt erfahren, wer die Lehrer informiert hatte, doch das einzige, wasdabei heraus kam, war, dass wir nun auch im Internet gemobbt wurden. Wir wurdenals ...lampen bezeichnet. Da haben wir uns richtig allein gefühlt.

Als wir am nächsten Tag in die Schule kamen, begrüßte uns ein Junge,den Hanna eigentlich sehr gern hatte, mit: „ Kommt nach der Schule mal zu dergroßen Eiche." Also gingen wir nach dem Unterricht in den Park. Doch wasuns dort erwartete, war alles andere als schön. Wir wurden nämlich mit rohenEiern beworfen. Das war total eklig. Am nächsten Tag konnte ich Hanna überreden,mit zur Schule zukommen. Doch als Lexi wieder anfing uns zu mobben, hat sichHanna auf der Toilette versteckt. Am nächsten Tag war sie gar nicht erst in derSchule. Da war ich ganz allein!

Ichwusste nicht, was ich tun sollte, denn es wurde immer schlimmer. DieKonsequenz: Am Tag blieb auch ich zu Hause. Ich war so fertig. Ich habe nurnoch geweint. Doch ich habe nicht drüber gesprochen, denn ich hatte Angst,dadurch würde Lexi Hanna und mich noch weiter mobben. Ich erklärte meinenEltern, mir sei schlecht und ich hätte Kopfschmerzen. Daraufhin haben sie michfür den Rest der Woche krank gemeldet. Als ich wieder zur Schule kam, war allesanders. Irgendetwas hatte Lexi getan, dass sie keiner mehr mochte. EinigeSchüler haben mir vorgeschlagen, sie nun auch fertig zu machen. Aber ich habees abgelehnt und gesagt, dass ich dann ja genau so wär wie sie. Dann bin ichgegangen. Hanna hat die Schule gewechselt, weil Lexi einfach nicht aufgehörthat, sie zu ärgern. Offiziell hat sie gesagt, dass sie umzöge und deshalb eineandere Schule besuchen wird.

Ich habedaraus gelernt, dass man nicht allzu viel in sozialen Netzwerken von sichpreisgeben sollte. Ich gebe den Tipp, dass man sofort darüber spricht, damitman den seelischen Schmerz besser verarbeiten kann.

Ichüberlegte lange, wie Schülern in solcher Situation zu helfen sei: Besteht dieMöglichkeit, dass der Schulträger Sozialarbeiter einstellt, die uns in solcherNotsituation beistehen? Alternativ könnten auch einige Schüler zu Mediatorenausgebildet werden. Ich würde mich für solch einen Lehrgang freiwillig melden,um anderen diese Erfahrungen zu ersparen.

Ich würde mich freuen, wenn Sieüber meine Vorschläge nachdenken könnten.
Mit freundlichen Grüßen