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Aus der Laudatio zur Preisverleihung 2008

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Die Laudatio hielt Jurymitglied Dr Kathrin Schröder.

Liebe Bewerber um den Daniel-Sanders-Sprachpreis, sehr verehrte Damen und Herren, Herr Bürgermeister, liebe Eltern,

normalerweise ist ein Todestag Anlass zur Trauer. Wenn wir uns aber heute hier zu Ehren des 111. Todestages von Daniel Sanders versammelt haben, ist das im Gegenteil ein Anlass zur Freude. Denn es war ja Daniel Sanders bekanntlich ein besonderes Anliegen, die sprachliche Ausdrucksfähigkeit junger Leute zu fördern. Könnte er heute hier bei uns sein, wäre er sicherlich, gerade ob der so häufig beklagten Sprachschlamperei der Jugend des 21. Jahrhundertsund nicht nur der Jugend - erfreut über alle vorliegenden Einsendungen.
Das Thema, zu dem in diesem Jahr gearbeitet werden sollte, lautete "Begegnung mit dem Fremden": Der, die oder auch das Fremde ist, um mit Theodor Fontane oder Günter Grass zu sprechen, ein "weites Feld", das unzählige Assoziationen zulässt und ein großes Spektrum von Schreibanlässen bietet. Dementsprechend vielfältig sind die eingegangenen Arbeiten ausgefallen. Sie sind alle interessant, informativ und ihrem jeweiligen Anliegen entsprechend nachdenklich, witzig oder auch wütend und vor allem, trotz kleinerer Mängel, die in allen Arbeiten enthalten sind, sprachlich durchaus überzeugend, was uns als Jury vor eine regelrechte Qual der Wahl gestellt hat.
Es sind insgesamt neun Texte eingereicht worden; drei aus dem Bereich der Regionalschule/Gesamtschule und sechs aus dem Bereich Gymnasium Klasse 11 -13. In der Kategorie Gymnasium Klasse 8 -10 hat in diesem Jahr kein Schüler teilgenommen.
Insgesamt zeichnet sich hier im Vergleich mit den Vorjahren eine positive Entwicklung ab; und zwar nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht, wie die eingereichten Arbeiten, die nun kurz vorgestellt werden sollen, belegen.

Im Bereich Regionalschule/Gesamtschule hat Sarah Fabian, Schülerin der 8. Klasse der Regionalschule in Blankensee, ihren Urlaub in Kenia zum Anlass genommen, eine Busfahrt durch einen Slum in Nairobi zu beschreiben. Sie erzählt sehr anschaulich von den Eindrücken und Gefühlen, die sie im Verlauf dieser Fahrt hat. Das dort erfahrene Fremde öffnet ihr die Augen für die sonst als so selbstverständlich empfundene Lebensqualität in der so genannten 1. Welt.
Ein ganz anderes Gefühl von Fremde beschreibt Selina Krebs, Schülerin der 9. Klasse der Regionalschule Blankensee, in ihrem fiktiven Brief an ein unbekanntes Pflegekind. In diesem Text ist das Fremde ganz nah – wie fühlt sich ein Kind, das sich in einer neuen Familie, in einer fremden Welt orientieren muss? Auch dieser Beitrag ist ausgesprochen gelungen.
Trotzdem hat sich die Jury in dieser Kategorie für die Arbeit von Njcole Teichert aus der 10. Klasse der Nehru-Schule in Neustrelitz entschieden. Nicole hat einen sehr ausführlichen Bericht über den Schüleraustausch ihrer Schule nach Indien, an dem sie teilnehmen konnte, verfasst. Sie schreibt in flotter Jugendsprache über ihre positiven Erlebnisse und Erfahrungen mit indischen Teenagern in Deutschland und in Indien. Herzlichen Glückwunsch, Nicole!

Auch im Bereich der gymnasialen Oberstufe ist uns die Entscheidung nicht leicht gefallen. Hier hat sich die Jury sogar neben dem üblichen ersten (und eigentlich einzigen) Preis für einen zusätzlichen Sonderpreis entschieden.
Aber der Reihe nach: Der 1. Beitrag stammt von Julia Heineking aus der 12. Klasse des Gymnasiums Caro!inum. Sie beschreibt ganz emotional ihren Rückblick auf ihr "unglaublich schönes" Austauschjahr in Brasilien, wo für sie das Fremde zum Vertrauten geworden ist.
Ganz anders, aber ebenso "lebensnah", erzählt Danny Oestreich, Abiturient am Gymnasium Carolinum, von seiner "ganz persönlichen IMondlandung"; einer Odyssee durch die Schulen des Landkreises und von seiner Überzeugung, dass "die Hoffnung zuletzt stirbt und man alles schaffen kann, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt".
Olaf Peters, ebenfalls Abiturient am Carolinum, hat eine "schriftlich festgehaltene Rede an Schüler, die in Erwägung ziehen als Austauschschüler ins Ausland zu gehen" eingesandt. Olaf war selber als Austauschschüler in Südamerika, wo er ebenso wie Nicole und Julia die Erfahrung gemacht hat, wie das zunächst Fremde zum Vertrauten wird.
Auch Henrike Reinckes Essay liegt eine Auslandserfahrung als Beweggrund, über das Fremde an sich nachzudenken, zu Grunde, Henrike, auch sie ist Abiturientin am Carolinum, hat bei der Einreise nach Israel das Gefühl von Misstrauen und Fremdsein am eigenen Leib erlebt. Es fällt auf, dass die meisten Teilnehmer das "Fremde" tatsächlich auch in der Fremde erlebt haben.
Maxim Menschenins "Offener Brief eines besorgten Mitbürgers an alle Rechtsradikalen in Mecklenburg-Strelitz und darüber hinaus" hingegen setzt sich, wie der Titel schon sagt, mit befremdlichen politischen Tendenzen in nächster Nähe auseinander. Er tut dies in ausgesprochen sprachgewandter Weise und befleißigt sich dabei einer überaus elaborierten Grammatik. Maxim, der die 12. Klasse des Carolinums besucht, erhält einen Sonderpreis in Höhe von 300 für seinen ebenso originellen wie mutigen Beitrag. Herzlichen Glückwunsch, Maxim!

Und nun kommen wir zu der "eigentlichen" Gewinnerin des Daniel-Sanders-Sprachpreises für Oberstufenschüler im Jahre 2008. Angie Pohlers ist Abiturientin am Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium in Neubrandenburg. Auch sie hat einen Brief geschrieben, auch sie ist ein Jahr als Austauschschülerin im Ausland gewesen. Aber die witzige und anschauliche Art und Weise, wie sie, "das Einzelkind und Mädchen in persona", ihre Erlebnisse in einer englischen Familie mit vier wilden Jungs und einer ganzen Menagerie von Tieren schildert, hat die Jury sofort überzeugt. In ihrer Arbeit vereinen sich solide Grammatikkenntnisse, sicheres Stilempfinden und ein ausgeprägtes Erzähltalent zu einem sehr erfreulichen Ganzen. Herzlichen Glückwunsch, Angie!

Meine Damen und Herren, liebe Preisträger, alle Jugendlichen, die am Daniel-Sanders-Sprachpreis teilgenommen haben, haben gezeigt, dass sie die verschiedensten Nuancen ihrer Muttersprache beherrschen. Daniel Sanders hätte seine Freude gehabt! Vielen Dank.