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Preisträgerin Johanna Radloff

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Johanna Radloff, Klassenstufe 7, Gymnasium Mirow

Meine größte Herausforderung

Endlich kam nach dreistündiger Autofahrt der Hansapark in Sicht.
Jetzt nichts wie raus aus der Kiste und rein ins Vergnügen. Mir war schon richtig schlecht vor Aufregung, obwohl noch gar nichts passierte.
Jedes jahr war mein erklärtes Ziel die Loopingbahn. Doch schaffte ich es nie in die Bahn einzusteigen. Angestellt hatte ich mich schon öfter. Nur verließ mein Mut mich, je länger ich warten musste.
Aber heute wollte ich über meinen Schatten springen! Gemäß dem Motto meiner Mutter: "Es gibt nichts, was man nicht kann, man muss nur von sich überzeugt sein!"
Da stand ich nun wieder in der Warteschlange. War es das wirklich, was ich wollte? Zweifel beschlichen mich. Kurz bevor sie siegen konnten, trat meine Freundin zu mir: "Echt toll, du bist ja gleich dran. Kann ich mit dir zusammen fahren?"
Jetzt hatte ich ein großes Problem! Oder doch nicht?
Viel darüber nachdenken konnte ich nicht, denn meine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf den Mann neben mir. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihn gar nicht wahrgenommen. Seine schlangentätowierten Arme sahen ziemlich schaurig aus. Er rappte zu der nervigen Technomusik, die aus den Lautsprechern dröhnte. Ich musste ihn wohl ziemlich abschätzend angeschaut haben, denn er verharrte kurz in seiner Bewegung., um mich dann mit einem gewinnenden Lächeln zu becircen. . Plötzlich sah er gar nicht mehr so düster aus. Ich lächelte zurück und war noch ganz von dem Mann gefangen, da zog meine Freundin mich am Arm und eh´ ich mich versah, saß ich auch schon in dem heißersehnten, aber gefürchteten Waggon. Die Haltebügel gingen nach unten. Verdutzt sah ich meine Freundin an. Ein Vibrieren ging durch meinen Körper. Die Bahn fuhr an.
Ich saß da und hatte das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Die Angst wich und ich fühlte nichts. Mir kam es vor, als sei ich eine andere Person, die sich aus der Ferne beobachtete.
Die Bahn bewegte sich immer weiter gen Himmel, bis sie mit einem Mal ganz nach unten schoss - und wir mit. Mir wurde schlecht. Die Starre war gewichen und ich wollte nur noch raus hier. Doch eigenartigerweise genoss ich dieses Kribbeln im Bauch. Ich konnte gar keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schon war die Fahrt vorbei. Ganz benommen verließ ich den Wagen, peilte die nächste Bank an und setzte mich.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Mein erklärtes Ziel war erfüllt, trotzdem wollte sich kein richtiges Hochgefühl einstellen, weil ich die Fahrt nicht bewusst genossen hatte. Ernüchtert stellte ich fest, dass meine Vorstellungen von der Fahr mit der Loopingbahn nicht identisch mit der Wirklichkeit waren. Also reifte in mir der Entschluss, es noch einmal zu versuchen.
Diesmal achtete ich bewusster auf alles um mich herum und setzte mich allein in den Wagen der Achterbahn. Die Bügel gingen nach unten, ich spürte die Vibration der Bahn beim Anfahren und wie sie über die Gleise ruckelte in Richtung Himmel. Ich überließ mich völlig der Bahn, saß locker und gelöst im Waggon und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten. Es war ein unheimlich uriges Gefühl die Geschwindigkeit zu spüren. Und das starke Kribbeln im Bauch tat sein übriges dazu.
Zufrieden verließ ich die Bahn. Beim Rausgehen bemerkte ich ein Pärchen, was diskutieren mit prüfendem Blick immer wieder in Richtung Bahn schaute. Ob die wohl das gleiche Problem haben, wie ich vorher? Ein starkes Gefühl überkam mich. So motiviert, amüsierte ich mich bis zur Heimfahrt weiter prächtig.
Ich hatte mir einen wunderschönen Tag bereitet.