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Aus der Laudatio zur Preisverleihung 2021

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Die Laudatio hielt Jurymitglied Susanne Schulz

Liebe Teilnehmer – vor allem ja Teilnehmerinnen – am Wettbewerb um den Daniel-Sanders-Sprachpreis,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Andreas Grund, liebe Jury-Mitglieder,

es ist schön, dass wir einander heute hier begegnen können. Es ist schön, dass wir zumindest in dieser kleinen Runde ein sehr besonderes Format der Stadt Neustrelitz würdigen können: die Vergabe einer Auszeichnung speziell für Schüler. Seit 22 Jahren gibt es den Daniel-Sanders-Sprachpreis - benannt nach dem Strelitzer Gelehrten Daniel Sanders, der im 19. Jahrhundert lebte und dessen Forderung nach einer klaren, verständlichen, angemessenen Sprache eine Brücke schlägt in unsere Zeit. Eine Zeit, in der Kommunikation vielfach in elektronischer Form und schnellem Austausch stattfindet: in Mails und Memos, Tweets und Posts, die nicht nur in Gestalt von Abkürzungsformeln und Emojis längst eigene sprachliche Systeme entwickelt haben.

Dass es dennoch keineswegs altmodisch wird, sich umfassend mit einem Thema auseinander zu setzen, Argumente abzuwägen und um angemessenen Ausdruck zu ringen, zeigen uns nicht zuletzt die Einreichungen zum Daniel-Sanders-Sprachpreis. Sie zeigen uns AUCH, wie schwierig das ist; wie gut es manchem Text täte, ihn ein weiteres Mal unter die Lupe zu nehmen, zu überarbeiten, zu vervollkommnen.

Dieser Jahrgang des Daniel-Sanders-Sprachpreises steht unter ganz eigenen Vorzeichen. Seit mehr als einem Jahr hat die Corona-Pandemie unser aller Leben in einer Weise verändert, die bis dahin nicht vorstellbar erschien, und unseren Alltag in einer Weise dominiert, die uns leicht glauben lassen könnte, es gäbe gar keine anderen Themen mehr in all dem, worüber wir sprechen und worüber wir schreiben.

Ihre Einreichungen, liebe Sprachpreis-Bewerber*innen, zeigen, dass es diese Themen sehr wohl gibt. So schreibt Julia Vierziger eben nicht nur über ein Abiturjahr unter Corona-Bedingungen, sondern zieht ein teils beißend satirisches Fazit zwölfjähriger Schul-Erfahrung, und Henriette Thuir nutzt das plötzliche Ausgeliefertsein gegenüber der Pandemie als Aufhänger für eine Auseinandersetzung mit dem Für und Wider der Gentechnik zwischen Krankheitsbekämpfung und Optimierungssucht.

Wie auch in pandemie-gebeutelten Zeiten der Diskurs über hintergründige Fragen der Gegenwart geführt wird, zeigt uns der Beitrag von Lea Marie Hammermeister, die sich mit dem Zusammenhang von Konsumgesellschaft und Wirtschaftswachstum auseinandersetzt und nach der Verantwortung der Gesellschaft, aber auch des Einzelnen fragt.

Jasmin Schindler erörtert Fragen, wie sie wohl viele junge Menschen bewegen: Fragen nach Selbstfindung und Selbstverwirklichung, nach der richtigen Entscheidung für den künftigen Berufs- und Lebensweg – Fragen, die nicht mit allgemeingültigen Antworten und Gewissheiten daher kommen, sondern auch den Mut zu Ratlosigkeit und Umwegen mitbringen.

In ein fiktives Szenarium begibt sich Jakob Friedrich Seidel, nämlich in die Rolle, vor dem Bundestag eine Rede zur Legalisierung von Cannabis zu halten – ein mutiges Thema.

Den Mut zu einem sehr persönlich gehaltenen Text wiederum hat Solveig Kristin Schmidt. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie und Familiengeschichte eröffnet sie einen emotional wie sprachlich gelungenen Zugang zu so großen Worten wie Dankbarkeit und Wertschätzung und dem Aufruf, das vermeintlich Selbstverständliche als etwas Besonderes zu begreifen.

Besonders ist der aktuelle Jahrgang des Daniel-Sanders-Sprachpreises nicht allein durch die Tatsache, dass diese Preisverleihung nicht am traditionellen Datum – dem 11. März, im Gedenken an den Todestag von Daniel Sanders – und nicht in der gewohnten feierlichen Weise stattfinden kann. Jetzt, im Juni, lässt die Inzidenz-Entwicklung immerhin zu, dass wir einander in diesem Raum statt nur in einer Videokonferenz begegnen und den Preisträgern gratulieren dürfen.

Womit es nun endlich an der Zeit ist, die Preisträger bekannt zu geben – mit denen wir Juroren es uns diesmal auch besonders schwer gemacht haben, einfach weil es nicht den einen herausragenden, unumstrittenen Favoriten gab; weil wir an allen eingereichten Texten eingehend Vorzüge, Einschränkungen und Verbesserungsmöglichkeiten diskutierten. Am Ende einer vielschichtigen Debatte stand der Entschluss, vier der eingereichten Beiträge mit einer Anerkennung in Höhe von jeweils 100 Euro auszuzeichnen. Dazu gratulieren wir Lea Marie Hammermeister, Jasmin Schindler, Jakob Seidel und Julia Vierziger.

Mit dem Daniel-Sanders-Sprachpreis und der Preissumme von jeweils 500 Euro würdigen wir die Einreichnungen von Solveig-Kristin Schmidt und Henriette Thuir.

Ihnen allen unsere herzlichsten Glückwünsche! Und: Machen Sie weiter! Denken Sie, diskutieren Sie, argumentieren Sie – nutzen Sie die Kraft der Sprache!